Frei oder nicht-frei? Das ist hier die Frage!

pice

Seit einer Woche bin ich stolze Mutter eines Schulkindes. Die unendliche Freude und völlig unbekannte Spannung ist unbeschreiblich. Es zählt sicherlich zu den belustigenden Aktivitäten in der Vita, ich meine den Part mit, 2 karierte DIN A 5 Hefte, aber die Kästchen müssen definitiv für Erstklässler geeignet sein, Schreiblernbleistift, etc. pp. Mein Mann gestand uns, mir und meinem damals noch Vorschulkind, dass wir wie zwei völlig irre Besessene ausgesehen haben, als wir im Laden die Materialliste abgeklappert haben. Als die Liste beisammen war, alles beschriftet im Ranzen seinen Platz gefunden hat, fühlte ich mich so erschöpft als hätte ich all diese Sachen eigenhändig produziert. Das Endergebnis konnte sich zeigen lassen: Alles nach Wusch der Lehrerin und nach dem Geschmack der Konsumentin. Auftrag erledigt!

Die darauf folgende Aufgabe, stellte sich im Nachhinein etwas komplizierter als erwartet. Am ersten Schultag sieht es immer völlig simpel aus, wenn all die Knirpse mit ihren Schultüten posieren. Ich gestehe, ich hätte damit nicht bis nach dem Urlaub warten sollen. Und ich gestehe, ich hätte vielleicht einmal nicht Wanna-Be -Pädagogin spielen sollen, und das Kind so stark in diese Sache einbinden sollen. Es kam wie es kam. Man bestand darauf keine fertige Tüte zu kaufen sondern eine individualisierte zu basteln. Wen wundert das eigentlich? Wir leben im Zeitalter der extrovertierten Individualisierung. Das einzige Problem war nur, dass alle personalisierbaren Schultüten-Rohlinge entweder ausverkauft oder beschädigt waren. Not macht erfinderisch! Wir besorgten uns vom Buchhandel! eine einfarbige Schultüte. Dann kam das Motto: Eisprinzessin. Dabei wäre doch Fliegenpilz und Schmetterling um so vieles einfacher gewesen. Aber nun gut. Ich konnte mich ja von solch einer Mini-  Komplikation aus der Bahn werfen lassen. Mit ein bisschen Unterstützung von Google, sehr viel Decollage Kleber und unendlich vielen Strasssteinen und Rüschen, war das Ding endlich fertig. Der Inhalt war dann vergleichsweise relativ simpel: Süßes+Niedliches+Nützliches. Auftrag erledigt!

Wir einigten uns dann noch recht flott mit „Prinzessin-auf-der-Erbse“ über Outfit und Frisur, so konnte dann der heiß ersehnte erste Schultag kommen. Wir bekamen recht freundliche Unterstützung von Oma und Onkel. Es war also alles perfekt. Ich hatte meinen Teil absolut gewissenhaft und meisterhaft erledigt. Sie war happy, die Lehrerin zufrieden.

Falls ihr euch nun wundert und euch fragt „was hat das jetzt alles mit der Überschrift zu tun?“. Nach nunmehr sechs Jahren gebe ich mein Kind in die edukative Obhut der Schule. Ich muss mir keine- oder zumindest keine allzu großen Sorgen, über das leibliche und geistige Wohl machen. Wünsche mir von ganzem Herzen, dass sie sich in Zukunft mit einem ganz breiten Grinsen an diese Zeit erinnert. Und der Preis für all das? Morgens um 6 Uhr aufstehen-Brote schmieren- wie am Fließband Elternbriefe absegnen und zusehen, dass ich es gebacken bekomme das Kind wieder um 11:30 Uhr abzuholen.

Hmm wie Hort?! schießt nun einigen durch den Kopf. Tja, dazu ist der Gesetzgeber nicht verpflichtet. Die Plätze sind rar, die Vergabe undurchsichtig-nicht nachvollziehbar. Ich habe mir mittlerweile schon meine Sportschuhe bereit gestellt. Denn das ganze ähnelt mehr einer kraftaufwendigen extrem Leistungssportart als der wohlverdienten Freiheit, von der jede Mutter träumt.