An alle Frauen dieser Welt…

Diesen Text widme ich anlässlich des Weltfrauentages 2016 allen aber auch allen Frauen dieser Welt. Möge die Zukunft besser werden als die Vergangenheit und Gegenwart….

Liebe Frauen,

der internationale Weltfrauentag ist wahrlich kein Grund zu feiern, noch nicht! Es stimmt, dass wir in den vergangenen 150 Jahren viel geschafft, erstritten, gemeistert und erobert haben. Dennoch sind wir noch lange nicht am Ziel angekommen. Das Ziel? Gleichberechtigung aller Individuen, das Recht auf die Existenz in der eigenen Natur… Heute können viele Frauen wählen,studieren, Berufe erlernen, arbeiten, ihr Vermögen verwalten, sie selbst sein. Viele aber leider immer noch und sind wie eh und je unfrei. Und all jene, die die genannten Rechte genießen, kämpfen immer noch unter anderem gegen ungleiche Bezahlung, Altersarmut, Sexismus und Diskriminierung. Ob und wann die Menschheit diese gesellschaftlichen Makel überwindet und beseitigt- das steht noch in den Sternen.

Heute im 21. Jahrhundert leben auf unserem Planeten immer noch Frauen und Mädchen, für die sich alle anderen, insbesondere Frauen einsetzen müssen. Die US-amerikanische Feministin und Wanderpredigerin Sojourner Truth  fragte bereits 1851 „Und bin ich etwa keine Frau?“. Diese und ähnliche Fragen stellen sich wohl immer noch Millionen Frauen tagtäglich, wenn sie im Zuge der Globalisierung über die internationalen Medien einen Blick auf unser „tolles Leben“ werfen können. Wir Frauen sind stets und insbesondere in Krisen und harten Zeiten, Verbündete. Allerdings müssen wir unbedingt noch lernen unser Gegenüber zu respektieren, so wie sie ist, in ihrer Lebenswelt und Realität . Wir müssen unsere emanzipierte und westliche Überlegenheit ablegen, schon wie Chandra Mohanty in ihrem oftmals zitierten Essay „Under Western Eyes“ es zur Sprache bringt.

Wir ruhen uns heute auf dem weichen Sofa unserer Errungenschaften aus. Emanzipation ermöglicht uns Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten, von denen unsere Urgroßmütter nicht zu träumen gewagt hätten, zu beanspruchen. „Die Emanzipation sollte es der Frau ermöglichen, das natürlich Menschliche in ihr zu äußern. Alles in ihrem Bereiche, das sehnsüchtig nach Kundgebung und Handlung drängt, sollte seinen vollkommensten Ausdruck finden; künstliche Scheidelinien sollten zertrümmert, vom Pfade zur immer grösseren Freiheit sollten alle jene Spuren von Jahrhunderten der Unterwerfung und Sklaverei weggeräumt werden…“ schrieb Emma Goldman in „Die Tragödie der Frauenemanzipation“. Dabei müssen wir heute nochmal ganz bewusst und intensiv achten, dass wirklich alle, aber auch jede letzte Frau im hintersten Winkel dieser Erde dieses Menschenrecht genießt.  Wie auch Goldman weiter schreibt „Freiheit und Gleichheit für die Frau! Welche Hoffnungen und Ausblicke gestatteten diese Worte, als sie zum ersten Mal geäussert wurden von den Edelsten und Kühnsten jener Tage. Die Sonne mit all ihrem strahlenden Licht, ihrer Herrlichkeit sollte einer neuen Welt aufgehen; einer Welt, in welcher die Frau frei ihr eigen Glück bestimmen durfte, gewiss ein Ziel, würdig all des Enthusiasmus, des Mutes, der Ausdauer und unaufhörlichen Anstrengung der enormen grossen Schar von Pionieren beider Geschlechter, welche ihr Alles einsetzten gegen eine Welt des Vorurteils, der Unwissenheit“.

Heute im 21. Jahrhundert können wir uns nicht mit Unwissenheit herausreden. Wir Frauen, allesamt, sitzen im gleichen Boot. Wir sind Mutter, Tochter, Schwester, Geliebte, Ehefrau, Freundin, Genossin, Kollegin, Partnerin und noch vieles mehr. Für die Zukunft kommender Frauen, für das Wohlergehen aller benachteiligter, versklavter, vergewaltigter, unterdrückter und unmenschlich behandelter Frauen- wir sind alle Frauen und müssen nun, vielleicht mehr als je zuvor, gemeinsam für Frauenrechte einstehen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. So hoffen und arbeiten wir für EINE BESSERE ZUKUNFT FÜR ALLE FRAUEN!

#regrettingmotherhood

Unsere heile Welt ist gekippt, und das alles mit einem Hashtag namens #regrettingmotherhood. Die  Studie einer israelischen Soziologin, die 23 Mütter intensiv zum Thema befragt hat, ist in aller Munde. Jedes Land tastet sich vorsichtig an das Thema und fragt sich „Wie sieht es bei uns aus?“. Die sozialen Medien durchleben eine regelrechte Beitragsinflation. Eins ist klar, unsereins ist manchmal überfordert, bereut so manches oder fühlt sich unqualifiziert ja sogar disqualifiziert.

Was hatten Mütter vor 100 Jahren, was wir nicht haben?

Früher schien das keinen zu stören. Weder die Frauen beschwerten sich über das Mutter-sein, noch die Gesellschaft, noch viel weniger die Kinder. Vielleicht hatten diese Frauen einfach den besseren Draht zum Mutter-sein. Vielleicht ist unsere moderne Gesellschaft einfach so komplex und kompliziert, dass wir vor lauter Anpassung und am-Ball-bleiben unseren Mutter-Instinkt allmählich verlieren? Ja, mag sein, dass früher im Haushalt alles schwieriger und aufwendiger war. Kann auch gut sein, dass Frau überwiegend im „Kinder-Küche-Kirche“ Takt getickt hat. Aber dafür musste sie nicht permanent darauf achten, wann welches Kind in welchen Kurs muss, und das am besten schon ab dem vierten Lebensmonat. Heutzutage fängt man gleich mit einigen Monaten mit dem Pekip-Kurs an, dann geht man über zur Krabbel-Gruppe, nicht zu vergessen den Purzel-Kurs. Man muss unbedingt schon früh genug beim Schwimm-Kurs seine Anmeldung betätigen, denn in Großstädten wartet man bis zu einem Jahr. Hinzu kommen dann noch Musik und Fremdsprachen, ja Fremdsprachen sind enorm wichtig. Dann hat man noch den täglichen Gang zum Spielplatz, gleich nach Kita und Schule, jeden Tag, bei Regen und Sonne. Vielleicht konnte man früher die Kinder alleine raus schicken, aber heute geht das nicht. An jeder Ecke lauern potentielle Pädophile, so dass man zum Wohle des Kindes am Spielplatz seinen Stammtisch hat. Wie die Männer eben in der Kneipe, so die Mütter am Spielplatz, nur eben mit ganz vielen Kindern und ohne Alkohol, versteht sich. Wobei manch eine dann schon immer ganz sachte an einer Thermosflasche nippt, kann sein, dass da nicht nur der Bio-Saft drin ist. Ach ja, wenn wir schon bei Bio sind, darauf muss man natürlich auch Wert legen, Bio, ausgewogen, vegan…

Heute muss man eben die Konditionen der Kinder so früh wie möglich optimieren. Man muss an der Karriere mitbasteln. Und Aufsicht ist besser als Nachsicht! Helikopter-Mütter, das war gestern, heute zählt Body-scan mit Drohnen-check. Tja, und all diejenigen, die das eben nicht zeitig machen, die haben dann die Loser-Kinder. Die Sorte, die man auf den privaten Sendern in die tollen Shows einlädt mit dem Motto „Lehre gesucht“, „Kinder-Mütter“ oder „I make your body sexy“. Nein, dann lieber 24 Stunden intensiv Kurs.

#regrettingsociety and #conditions

Ob diese 23 Frauen nun bei einer hypothetisch unmöglichen Wahrscheinlichkeit sich anders entschieden hätten und keine Kinder bekommen hätten, darauf werden wir niemals eine Antwort bekommen. Das sie jedoch alle samt auch ganz wundervolle und einzigartige Momente und Erlebnisse mit ihren Kindern haben, ist ganz gewiss. Jedes Kind, auch das allerschlimmste Schreibaby oder der fürchterlichste Trotzkopf verwandelt sich im Schlaf in einen unschuldigen Engel.Wenn es eins gibt was Mütter exzellent beherrschen, dann ist das doch vergeben und vergessen.  Jede Phase in der Entwicklung birgt ganz besondere und faszinierende Erinnerungen an die sich unser mütterliches Gedächtnis klammert. Es ist wohl heute nicht das #motherhood, was wir bedauern, sondern wohl eher #regrettingsociety und #conditions, die von unserem Dasein als Frau und Mutter soviel abverlangt. Denn tief im inneren weiß jede, ja sogar diese 23, dass der Verlust dieser kleinen Menschen einfach unbeschreiblich fürchterlich wäre. Ebenso sind sich doch alle Mütter darüber bewusst, dass Millionen von Frauen weltweit, alles, aber auch alles dafür geben würden, um einfach nur die Mutter ihres eigenen Kindes sein zu dürfen.

Mütter sollten also nicht die Rolle einer übersinnlich heroischen Heldin spielen müssen. Auch sollten sie nicht mit all den Strapazen und Schwierigkeiten der Kinder alleine gelassen werden. Die Rollen der einfühlsamen und einflussreichen Großmütter, Großväter, Tanten und Onkel sollten wieder vergeben werden. Der Begriff „Familie“ müsste sich erneut von der Vater-Mutter-Kind-Konstelation heraus in größere Verbindungen ausweiten. Anstatt immer die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere durchzuplanen sollte man die einzelnen zwischenmenschlichen Beziehungen der Familienmitglieder vereinbaren. So und nur so, kann man die Mutter, einfach nur die Mutter von xy oder aber xx sein.

Liebe Sibel Kekilli…

Dies ist eine fiktive Antwort auf Sibel Kekilli’s Rede am Berliner Schloss Bellevue vom 6. März 2015, die in der FAZ veröffentlicht wurde. Da derartige Texte wie meiner sich nunmal nicht so gut verkaufen, klingen meine Worte auf meinem Blog für meine begrenzte Leserschaft. Das ist jedoch kein Problem- Hauptsache ich habe ihr geantwortet! 

 

Liebe Sibel,

ich habe deine Rede gelesen und bin betrübt, dass du solch traurige Erfahrungen machen musstest. In der Tat ist es heute nicht ganz so einfach eine Frau zu sein. Auf der ganzen Welt sind wir noch am erkämpfen von Grund- und Menschenrechten. Selbst in Ländern, in denen wir juristisch gesehen unsere Rechte haben, hinkt es in der realistischen Umsetzung.

Die Grundmotivation deiner Rede ist deine innere Unzufriedenheit, deine Hin- und Her Gerissenheit und deine Wut. Letzteres entsteht hauptsächlich, wenn man sich gehindert oder nicht zulassen fühlt. Du schreibst :“Warum vertreibt ihr mich? Warum muss ich weg, wenn ich nicht den mit Regeln vollgepflasterten Weg gehe, den ihr mir aussucht. Warum wollt ihr mir ein Korsett aus starren Regeln und Pflichten überstreifen und immer fester schnüren, wenn ich so doch nicht mehr atmen kann? Wieso könnt ihr Freiheit nicht einfach als Wert für alle anerkennen? Ihr müsst mich und meine Wünsche ja nicht unbedingt verstehen, sondern respektieren. Ich bin ein Individuum. Warum nur ist euch die Außenwirkung in der Gesellschaft wichtiger als das glückliche Leben eurer Tochter, Schwester oder Frau?“ Liebe Sibel, das Korsett hast du doch längst weggeworfen! In der Kunst hast du doch deinen neuen Sauerstoff gefunden! Durch deine Filme hast du doch deine Lebenswelt neu definiert! Warum also diese Qual!?

Andere Männer

Ich wünschte du hättest die Möglichkeiten an Erfahrungen gehabt, die ich und noch viele andere Muslimas tagtäglich mit „unseren Männern“ erleben.  Ich bin die Erstgeborene meiner Familie. Das erste Kind ist immer wie eine Premiere. Man ist aufgeregt und gespannt. So waren es auch meine Eltern. Am Tag meiner Geburt kam mein Vater mit 100 roten Rosen ins Krankenhaus. Alle auf der Station haben sich gefragt, wer denn die Glückliche sei. Dieses Glück wurde jedoch am nächsten Tag betrübt. Freunde meines Vaters belächelten ihn und sagten, dass ein echter Mann einen Sohn bekommt. Mit 24 Jahren lässt man sich manchmal Flöhe ins Ohr setzen, so auch mein Vater. Er distanzierte sich von mir. Diese Distanz gelang ihm jedoch nur wenige Monate. Denn als ich anfing Laute von mir zu geben, mein tollstes Hollywood-Baby-Face in Einsatz  brachte, erweichte sein Herz. Diese Geschichte hat er mir nach Jahren selbst erzählt. Ich konnte mich an nichts erinnern, dennoch konnte ich das tiefe Bedauern in seinem Gesicht sehen. Er hatte sich die Zeit genommen, über alles nachzudenken und nachzulesen. Er stellte fest, dass weder unsere Kultur noch unsere Religion eine derartige Abstufung von Töchtern vorsah. Im Gegenteil: mit der Geburt einer Tochter kommt Wohlstand und Allah’s Schutz in dieses Haus. Der Prophet Muhammed s.a.v. verspricht im Jenseits die Nachbarschaft mit denjenigen, die zwei oder mehrere Töchter „gut“ erziehen. Mit „gut“ ist hier die weltliche und geistige Ausbildung gemeint. Mein Vater nahm sich das zu Herzen. Er tat Buße indem er seine Kinder, egal ob Junge oder Mädchen mit identischen Rechten und Pflichten „belastete“. Er gab mir immer das Gefühl, ich könne werden was ich wolle, wenn ich daran glaube. Mein jüngerer Bruder wurde nicht bevorzugt; er sah in mir einen gleichwertigen und ernstzunehmenden Konkurrenten. Für Kinder ist das in der Entwicklung sehr sehr wichtig. Mir wurde auch nicht vorherbestimmt mit wem ich zu heiraten habe. Ich habe meinen Mann meinem Vater selbst vorgestellt.

Die muslimische Gesellschaft und ihre Beziehung zur freien Frau

Du schreibst auch „Was ist denn so bedrohlich an einer freien Frau? Warum wird sie von der eigenen Familie und der muslimischen Gesellschaft klein gehalten? Warum habt ihr Angst vor einer selbstbewussten Frau? Warum versteht ihr nicht, dass Freiheit nichts Bedrohliches hat, dass sie einem nichts tut, sondern nur eine Chance auf Selbstentfaltung bedeutet.“ Dem kann ich so nicht zustimmen. Dir ist sicherlich bewusst, dass es nicht die muslimische Gesellschaft geben kann. Weltweit gibt es Muslime und alle sind von ihren kulturellen und territorialen Gegebenheiten gefärbt. Auch ist eine freie Frau für den Islam und für die Muslime keineswegs eine Bedrohung. Ganz im Gegenteil. Eine freie Frau wird um jeden Preis den Schatz der Freiheit wahren und schätzen und sie wird alles in die Gänge leiten, wenn sie auf eine Unfreie trifft um ihr zu helfen. Somit sind freie Frauen doch einzigartige Aktivistinnen der Gesellschaft die sich einbringen. Ich und viele andere meinesgleichen sind frei in ihrem Leben und frei in ihrer Beziehung. Ich danke heute Allah, dass ich die Ehre habe mein Leben mit einem wundervollen Mann zu teilen, der mich ehrt und schätzt und an mich glaubt, selbst in Momenten, in denen ich mich bereits aufgegeben habe. Ich erfreue mich täglich wenn ich miterleben darf, welch glückliche und liebevolle Beziehung er mit unseren beiden Töchtern hat. Sie werden einmal starke und kluge Frauen werden. Nicht weil sie starke Mutter haben sonder weil sie einen wunderbaren Vater haben.

Du sagst dass du „kümmerlich“ eingehst, weil dir „die Kraft fehlt“ gegen uns „und eine ganze Kultur zu stellen. Denn die muslimische Kultur kann gnadenlos sein“. Weißt du, ähnlich ergeht es mir/uns, wenn ich/wir an dieser Massenexplosion von Diffamierung, Kränkung und Unwahrheiten „aus den eigenen Reihen“ erschlagen werden. Kein Tag vergeht, an dem nicht an uns gezerrt und geschubst wird. Man redet immer über uns, aber niemals  mit uns. Ich bin es manchmal Leid, mich ständig von Ereignissen distanzieren zu müssen und stets für Klarstellung zu sorgen verpflichtet zu sein. Es macht mich traurig zu sehen, dass du ein derart kaputtes und deformiertes Bild vom „Islam“ und von „der muslimischen Kultur überliefert bekommen hast. Mein Bild ist ganz hell und warm. Wenn ich meine Augen schließe und in mich hineingehe dann habe ich einen Schöpfer der mich mit allen meinen Makeln kennt und dennoch liebt, einen Propheten, der selbstlos für mich da ist und mir meine dunkelsten Wege erhellt. Wenn ich meine Augen öffne dann sehe ich meinen Mann, der mir sagt „ich bin mit dir hier und jetzt und auch im Jenseits“.

 

 

Weltfrauentag- zwischen „Juhu“ und „Buh“

Wir haben heute Weltfrauentag! Ich weiß nicht recht ob ich mich freuen kann. Prinzipiell ist die Grundidee mit einem Gedenktag, an dem man auf die Gleichberechtigung der Frau den Fokus setzt nicht dumm. Erforderlich sogar, leider! Aber in Anbetracht der aktuellen globalen Situation in der wir Frauen uns weltweit befinden einfach nur traurig….

Mein Tag fängt recht früh an. Ich checke meine Mails und habe zum heutigen Tag diverse Glückwünsche, Nachrichten aber auch Werbung. Werbung, die mir rät Unterwäsche, Blumen oder aber Schuhe zu kaufen! Aha, ich soll mich also belohnen? „Schön dass du eine Frau bist, heute ist dein Tag, komm gönn‘ dir doch was schönes, das hast du dir verdient“ steht zwischen den Zeilen.

Wir haben eine Quote: Juhu

Eigentlich müssten wir vielleicht tatsächlich zum diesjährigen Weltfrauentag in richtiger Feierstimmung sein. Wir haben jetzt eine nagelneue Frauenquote. Das Land ist ja auch ein wenig in Feierlaune. Wow! Sie ist da die Quote, „auf ihr Frauen, hoch mit euch in die Führungsetagen“. Ich weiß nicht recht ob ich mich für diese Quote wirklich freuen soll. Selbstverständlich ist sie, so traurig und ernüchternd das doch eigentlich in der Realität ist, notwendig. Die Herrenclubs in großen Unternehmen müssen endlich mal weiblich durchgewühlt werden. Es muss an vielen Ecken und Bereichen auch mal aus einer völlig anderen Perspektive an die Sachen herangegangen werden. Das diese Frauen sich dann jedoch permanent fragen werden, ob sie denn nun hier sind, weil sie es drauf haben oder aber lediglich eine Quotenfrau sind, das ist dann auch ihr Problem…

Ich muss bei der Quote immer an folgendes Bild denken: ein super Flitzer, ein nagelneuer Sportwagen, dessen Lack quasi noch riecht und spiegelt, was sich in seine Nähe begibt, steht auf der Straße. Männer, die daran vorbeilaufen, oder aber gerade wegen dem „Motz-Teil“ dorthin laufen, sabbern schon und erfreuen sich am Anblick. Obwohl sie wissen, dass sie diesen Wagen niemals fahren werden, ergötzen sie sich am bloßen Betrachten und führen stundenlang Gespräche darüber. Und jetzt der Schwenker vom Sportwagen zur Quote: Es gibt sehr viele Frauen in Deutschland, die trotz Quote, eben immer noch nicht an verdienter Stelle sein werden; weil sie älter sind, Kinder haben, oder aber ein Kopftuch tragen. Diese Frauen freuen sich auch, dass die Quote da ist, reden viel darüber, wissen aber sehr wohl, dass ihnen die Quote dennoch nichts bringen wird.

Und trotzdem sind wir noch am Anfang

Wir haben viel geschafft und uns geht es in Deutschland nicht schlecht, ja gut sogar! Wir sind hier definitiv gesetzlich gleichberechtigt aber leider noch lange nicht gleichwertig! Dafür müssen wir alle noch sehr viel arbeiten. Ich für mich persönlich kann mich mit dem Erfolg, den Frauen in Deutschland erlangt haben nicht zufrieden stellen, wenn ich weiss, dass es Kriegsflüchtlingen, Frauen und Mädchen insbesondere miserabel geht. Für sie ist Misshandlung, Vergewaltigung, Gewalt und Not Tagesordnung. Es ist lobenswert, dass wir nun mehr Frauen aus diesen Kriegsregionen aufnehmen wollen. Aber das reicht nicht, wir müssen mehr tun und uns um das Leid dieser Frauen so kümmern, als sei es unser eigenes. Wir müssen heute gemeinsam mit den Männern sicherstellen, dass der Fall von Özgecan Aslan sich nie wieder wiederholt. Es darf nicht wild auf Frauen Jagd gemacht werden, denn so fühlen wir Frauen uns derzeit auf vielen Orten dieser Welt.

Der Tag ist noch nicht vorbei, ich für mich, scheue mich um keine Aufgabe und keine Arbeit, für zukünftige Frauen wie meine Töchter, damit diese später auch Stolz auf uns sein können. In diesem Sinne, allen Frauen dieser Erde, einen schönen Weltfrauentag!

 

Laudatio an mein T

Heute sind es nun genau 22 Jahre. An einem 17. November haben wir zusammengefunden. Es war eine lange Nacht zuvor. Ich habe mir, wahrscheinlich zum ersten mal, sehr sehr lange Gedanken über uns zwei gemacht. Wie würde es wohl sein? Du und ich. Und was würden die anderen sagen? Es würde wohl immer welche geben, die nicht damit einverstanden sind, die es nicht gut finden, die darauf einreden sich voneinander zu trennen. Und ja, meine Eltern fanden die Idee auch nicht wirklich gut. Aber es kam wie es kommen musste. Wir haben uns gefunden. Du und ich, für immer.

Seit 22 Jahren ehre und schätze ich dich. Ich versuche, gehobenen Hauptes dir gerecht zu werden. Wir haben gute und schlechte Tage. Aber was zählt ist, dass wir noch immer zusammen sind. Es ist nicht so, dass ich mit dir besser oder sicherer bin. Du bist kein Schutz! Kein Zwang! Vielmehr bist du wie mein I-Tüpfelchen. Du bist das Ding, das mich vollendet. Mit dir bin ich komplett. Du gehörst zu mir. Wenn ich in den Spiegel schaue und dich sehe fühle ich, wie am ersten Tag, Wehmut, Stolz und einwenig Verantwortung. Verantwortung für all jene, die so sind wie ich. Ich bin dankbar, dass ich die freie Wahl habe mit dir Ich selbst sein zu dürfen.

Ich danke dir für die wunderschönen und auch nicht so schönen gemeinsamen 22 Jahre. Ich wünsche mir noch viele viele Jahre mit dir.

Ich danke meinem KOPFTUCH

♥♥♥

bye bye und komm bald wieder

Ich kann mich noch an den ersten Tag erinnern, an dem wir uns kennenlernten. Du lagst in einer babyblauen Babytrage, die auf einem Stuhl stand, unter dem Fenster. Es war am Nachmittag. „Das ist deine Schwester“ sagten sie, und ich schaute in die Trage hinein und fand dich auf Anhieb sympathisch, was man von unserem Bruder nicht behaupten konnte. So fing das an mit uns.

Du wolltest immer ein Abenteuer und heute hast du DEIN  Abenteuer angetreten. Du sahst schon irgendwie etwas hilflos aus am Flughafen am Check-in. Und als dir dann auch noch der Anschlussflug von Madrid nach Granada entwischt ist, hat dann wohl dein Abenteuer richtig gut und richtig schnell begonnen.

Du sitzt jetzt wahrscheinlich im Bus nach irgendwo. Dir ist womöglich ein bisschen kalt und vielleicht auch etwas schlecht. Aber das gehört bestimmt dazu wenn man die große weite Welt erkundet. Ich glaube ich werde dich sehr vermissen und auch sehr viel an dich denken. Dennoch freue ich mich für dich und bete, dass du wieder gesund nach Hause kommst.

Deine Dich Liebende Schwester