Wir lassen die Katze aus dem Sack- wir haben tierischen Nachwuchs…

Wir haben seit heute neuen Nachwuchs. Mit dieser Nachricht haben wir so manche Freunde und Nachbarn überrascht. Manche haben verdutzt auf meinen Bauch geschaut. Andere versuchten die versteckte Logik zu finden. Ich habe aber alle nicht lange zappeln lassen, so auch nicht meine Leser: wir haben ein Katzenbaby!

Das Katzenkind, weiblich, britisch Kurzhaar, black-golden shaded, hört auf den Namen Ponçik, was soviel wie knuffig bedeutet im türkischen. Naja, ich glaube, sie hört noch nicht ganz auf ihren Namen, aber sie macht einen aufgeweckten Eindruck und wird das sicher noch mit der Zeit merken, dass wir sie meinen, wenn wir Ponçik rufen.

Wie kam es dazu?

Nun ja… Eigentlich war es bis vor kurzem ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest sah es so aus. Mein Mann war aus Prinzip dagegen, ein Haustier zu halten. Vor allem nachdem die Fische, die er gekauft hatte, nach kurzer Zeit keine Attraktion mehr darstellten. Er bestand vehement darauf kein Tier, das vier Beine hat, in der Wohnung zu halten. Wir, die Mädels und ich, haben unser Glück auch probiert in dem wir diskutierten ob wir eventuell ein Tier haben konnten, das zuvor vier Beine hatte und nun unglücklicherweise nur noch drei hat. Aber er beharrte auf seiner Meinung. Katzen standen immer außer Diskussion, da ich jahrelang davon ausging, dass ich allergisch gegen sie bin.

Vor einigen Monaten ereignete sich ein katastrophaler „Mord“ an einem Hundewelpen in der Türkei. Einige Kinder hatten einem kleinen Welpen mit einer Axt alle vier Beine abgehackt und hatten ihre Tat mit dem Handy gefilmt. Dieses Video (welches ich bis heute nicht angeschaut habe und auch sicher nicht kann) kursierte im Netz. Tierschützer hatten das Tier gefunden und verarztet aber jede Hilfe kam zu spät, das Tier starb. Wir waren tagelang entsetzt. Wir konnten es uns einfach nicht erklären wie grausam man in dem Alter sein kann und fragten uns was in der Erziehung dieser Kinder fehlgegangen ist. Wir kamen mit meinem Mann zu dem Entschluss, dass Tierliebe und Achtung des Lebens und der Natur von klein an anerzogen werden muss, dass es täglich geübt werden muss. Genauso wie mit dem Ehrenamt, welches laut Studien in der Familie erlernt und abgeschaut wird, müsste es auch mit Tierliebe sein, haben wir uns gedacht.

So redeten wir tagelang darüber. An einem sonnigen Tag auf dem Balkon gab dann mein Mann klein bei und sagte wenn ich keine Allergie hätte, dann könnten wir gleich heute noch eine Katze holen, er habe ja nichts dagegen aber ich könne einfach nicht. Noch am selben Abend waren wir bei Freunden eingeladen. Nur wenige Stunden nach diesem Gespräch, trafen wir bei den besagten Freunden auf Elvis. Elvis ist Europäer, Freigänger und Kater. Er kam ins Haus, grüsste mich kurz ganz nett und fragte ob er es sich auf meinem Schoß gemütlich machen dürfe. Irgendwie habe ich schon immer ein extrem gutes Händchen für Katzen gehabt, sie kamen schon immer einfach auf mich zu und liebten es, sich von mir streicheln zu lassen. Eine hatte es sich sogar schon einmal auf meinem Kopf gemütlich gemacht. Nun ja, Elvis kam, sah und siegte. Knapp eine Stunde schlief er auf mir und schnurrte und gurrte. Die Pointe der Geschichte war, dass ich kein einziges mal niesen musste und währenddessen lernten wir, dass man nicht zwangsläufig gegen alle Rassen allergisch sein muss. Das Gute an der Geschichte war, dass mein Mann das Omen sofort verstand- es musste jetzt eine Katze ins Haus! Ich danke Pervin und Süreyya- sie sind die WG- Besitzer von Elvis. Dank euch haben wir heute eine Katze!

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Noch in der selben Nacht habe ich mindestens tausend Kitten Fotos angeschaut. Die kommenden Tage hatte ich auch irgendwie das Gefühl dass mir alles mit Katzen sofort ins Auge springt- selektive Wahrnehmung eben. Um es kurz zu fassen- ich bin bei der Suche immer und immer wieder bei der selben Annonce hängen geblieben. Das Foto hatte sich in meine Festplatte eingebrannt- das war sie – nur sie und keine andere. Nach einem kurzen Treffen bei der Züchterin war dann auch das Eis bei allen anderen gebrochen. Sie kam wie erwartet zuerst auf den Schoß von meinem Mann. Wie erwartet ist sein Herz aus Pudding in Wallung geraten. Er hat alle Besorgungen fast selbstständig recherchiert und hat alle Vorkehrungen in der Wohnung vorgenommen, damit der jungen Dame ja nichts zustösst. Die Kinder sind völlig aus dem Häuschen und haben vor lauter „nur noch x-mal schlafen, dann kommt Ponçik“ fast schon Schlafstörungen bekommen.

Was man von einer Katze doch so alles lernen kann

Just in diesem Moment schläft Ponçik auf dem Gebetsteppich, der in der Ecke des Arbeitszimmers liegt. Ich habe es nicht über das Herz gebracht sie dort so liegen zu sehen und habe aus ihrer kleinen Decke, die vorher meinen Kindern als Babydecke diente, ein kleines Nest gemacht. Sie hat sich dankend reingelegt und schläft. Sie ist sofort nach ihrer Ankunft bei uns aus der Transportbox raus und hat das gesamte Zimmer in Augenschein genommen. Katzen sind wirklich wahnsinnig neugierig! Danach hat sie stundenlang mit den Kindern gespielt. Sie hat gedacht sie sei eine Löwin, die Kinder dachten sie seien Dompteure- was für eine Show! Als sie dann schlief, haben alle automatisch angefangen zu flüstern, damit sie ungestört ist. Das wird sich vielleicht die Tage danach legen, ich meine  die Rücksicht, aber selbst für den ersten Tag, empfand ich das Feingefühlt und die Fürsorge wirklich wunderschön!

Leider haben viele Kinder Angst vor Tieren. Viele muslimische Familien haben Hemmungen in puncto Haustiere. Dabei ist das eine zauberhafte Gelegenheit Liebe, Geborgenheit und Verantwortung aktiv zu lernen und zu üben. Der Grundsatz des Glaubens ist auch bedingungslose Liebe gegenüber allen Geschöpfen, alles was Leben trägt, alles was Schutz benötigt. Das ist vielleicht auch die allererste Aufgabe des Menschen, nach den Pflichten Gott gegenüber. Und wir wissen es doch eigentlich ganz genau- Liebe ist soviel schöner als Hass!

Ponçik ist also unser neues Familienmitglied. Wir sind mächtig geehrt mit einer so bezaubernden Person leben zu dürfen. Schon jetzt ist klar, sie braucht nicht uns, sondern wir sie….