An alle Frauen dieser Welt…

Diesen Text widme ich anlässlich des Weltfrauentages 2016 allen aber auch allen Frauen dieser Welt. Möge die Zukunft besser werden als die Vergangenheit und Gegenwart….

Liebe Frauen,

der internationale Weltfrauentag ist wahrlich kein Grund zu feiern, noch nicht! Es stimmt, dass wir in den vergangenen 150 Jahren viel geschafft, erstritten, gemeistert und erobert haben. Dennoch sind wir noch lange nicht am Ziel angekommen. Das Ziel? Gleichberechtigung aller Individuen, das Recht auf die Existenz in der eigenen Natur… Heute können viele Frauen wählen,studieren, Berufe erlernen, arbeiten, ihr Vermögen verwalten, sie selbst sein. Viele aber leider immer noch und sind wie eh und je unfrei. Und all jene, die die genannten Rechte genießen, kämpfen immer noch unter anderem gegen ungleiche Bezahlung, Altersarmut, Sexismus und Diskriminierung. Ob und wann die Menschheit diese gesellschaftlichen Makel überwindet und beseitigt- das steht noch in den Sternen.

Heute im 21. Jahrhundert leben auf unserem Planeten immer noch Frauen und Mädchen, für die sich alle anderen, insbesondere Frauen einsetzen müssen. Die US-amerikanische Feministin und Wanderpredigerin Sojourner Truth  fragte bereits 1851 „Und bin ich etwa keine Frau?“. Diese und ähnliche Fragen stellen sich wohl immer noch Millionen Frauen tagtäglich, wenn sie im Zuge der Globalisierung über die internationalen Medien einen Blick auf unser „tolles Leben“ werfen können. Wir Frauen sind stets und insbesondere in Krisen und harten Zeiten, Verbündete. Allerdings müssen wir unbedingt noch lernen unser Gegenüber zu respektieren, so wie sie ist, in ihrer Lebenswelt und Realität . Wir müssen unsere emanzipierte und westliche Überlegenheit ablegen, schon wie Chandra Mohanty in ihrem oftmals zitierten Essay „Under Western Eyes“ es zur Sprache bringt.

Wir ruhen uns heute auf dem weichen Sofa unserer Errungenschaften aus. Emanzipation ermöglicht uns Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten, von denen unsere Urgroßmütter nicht zu träumen gewagt hätten, zu beanspruchen. „Die Emanzipation sollte es der Frau ermöglichen, das natürlich Menschliche in ihr zu äußern. Alles in ihrem Bereiche, das sehnsüchtig nach Kundgebung und Handlung drängt, sollte seinen vollkommensten Ausdruck finden; künstliche Scheidelinien sollten zertrümmert, vom Pfade zur immer grösseren Freiheit sollten alle jene Spuren von Jahrhunderten der Unterwerfung und Sklaverei weggeräumt werden…“ schrieb Emma Goldman in „Die Tragödie der Frauenemanzipation“. Dabei müssen wir heute nochmal ganz bewusst und intensiv achten, dass wirklich alle, aber auch jede letzte Frau im hintersten Winkel dieser Erde dieses Menschenrecht genießt.  Wie auch Goldman weiter schreibt „Freiheit und Gleichheit für die Frau! Welche Hoffnungen und Ausblicke gestatteten diese Worte, als sie zum ersten Mal geäussert wurden von den Edelsten und Kühnsten jener Tage. Die Sonne mit all ihrem strahlenden Licht, ihrer Herrlichkeit sollte einer neuen Welt aufgehen; einer Welt, in welcher die Frau frei ihr eigen Glück bestimmen durfte, gewiss ein Ziel, würdig all des Enthusiasmus, des Mutes, der Ausdauer und unaufhörlichen Anstrengung der enormen grossen Schar von Pionieren beider Geschlechter, welche ihr Alles einsetzten gegen eine Welt des Vorurteils, der Unwissenheit“.

Heute im 21. Jahrhundert können wir uns nicht mit Unwissenheit herausreden. Wir Frauen, allesamt, sitzen im gleichen Boot. Wir sind Mutter, Tochter, Schwester, Geliebte, Ehefrau, Freundin, Genossin, Kollegin, Partnerin und noch vieles mehr. Für die Zukunft kommender Frauen, für das Wohlergehen aller benachteiligter, versklavter, vergewaltigter, unterdrückter und unmenschlich behandelter Frauen- wir sind alle Frauen und müssen nun, vielleicht mehr als je zuvor, gemeinsam für Frauenrechte einstehen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. So hoffen und arbeiten wir für EINE BESSERE ZUKUNFT FÜR ALLE FRAUEN!

Der Terrorismus boomt- wir machen da nicht mit!

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Nachrichten sehen und informiert sein- das geht schon seit langem nicht mehr! Zu den  Nebenwirkungen der Globalisierung zählt nunmal die Informationsinflation der gesamten Welt auszuhalten. Was aber wenn die Informationen immer brutaler und immer schmerzhafter werden? Die Branche des Terrorismus boomt weltweit. Noch nie gab es so viele zeitgleiche Anschläge und Gräueltaten auf dieser Welt.

Zeichensetzung, Solidarisierung, Distanz waren unter anderem die Schlagworte der vergangenen Tage. Ja, aber nur für alle und nur gemeinsam. Es scheint, als ob es eine unausgesprochene aber stark wahrgenommene Kategorisierung der Vorfälle und Opfer gibt. Manch Unglück findet mehr Gehör, manch Opfer mehr Anteilnahme und andere sind eben einfach viel zu weit weg und viel zu leise. Dem muss man Gegensteuern. Wir dürfen den Wert von Menschenleben nicht umverteilen oder gar hierarchisieren. Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Frieden! Gemeinsam, und nur gemeinsam müssen wir dem Grauen ein Ende setzen- wir machen da nicht mit!

Buchvorstellung: „Su Üstüne Yazı Yazmak“ von Muhyiddin Şekur

Die Jahrhunderte alten Schriften, die Menschen auf Steine meißelten, sind wie Schriften, die man für den Schöpfer auf Wasser schreibt.

Bücherliebhaber werden genau bestätigen können, dass jedes Buch mit jedem Leser eine eigene Geschichte hat. Die Geschichte beinhaltet zum Beispiel, wie und wo wir über das Buch unsere Erstinformation bekamen und wie das Buch zu uns oder wir zum ihm gelangten. Oft ist es so, dass im Buchhandel das Buch seinen Leser regelrecht anspringt- die Verbindung von Buch und Leser besteht bereits vor der eigentlichen Begegnung.

So war es bei mir auch bei diesem Buch. Ich weiss nicht mehr wo ich das Cover sah, mit großer Wahrscheinlichkeit war es wohl bei einem der unterschiedlichen sozialen Netzwerke. Das Bild erinnerte mich sehr an Monet, der viel mit unscharfen Rändern und natürlichen Szenen malte. Die Überschrift hingegen, übersetzt, auf Wasser schreiben, erinnerte mich an die Ebru Malerei, bei der man auf der Wasseroberfläche malt und dann das Bild auf Papier überträgt. Ebenso las ich, dass es eine biographische Arbeit eines Sufis war,  so setzte ich dieses Buch auf meine Ferien-Literatur-Liste und suchte es bei erster Gelegenheit in der Türkei. Es stellte sich sehr bald heraus, dass ich dieses Buch weder in Eskisehir, Ankara und noch in Izmir in den mir gängigen Buchhandlungen finden sollte. Es nervte mich gewaltig, denn durch die Unerreichbarkeit stieg die Entzückung für dieses Buch. Ich würde es sobald ich wieder zu Hause in Deutschland ankommen würde online bestellen, denn auf die türkischen Bücherläden war scheinbar kein Verlass. Auf der Heimreise machten wir unseren letzten türkischen Zwischenstop in Edirne. Ich bildete mir ein, mich mit der Bestellungsgeschichte arrangiert zu haben, jedoch suchte ich unterbewusst noch weiter. So kam es dann, dass ich wider Erwarten, in einem ca. 6qm großen Bücherladen zum letzten mal anfragte. Ich war so stark darauf eingestellt, dass der Verkäufer sagen würde „es tut mir leid, es ist ausverkauft, aber wir können es gerne bestellen“. Man konnte mir doch dabei so gut ansehen, dass ich eine Reisende war, eine, die nicht lang genug bleibt, um die Bestellung entgegen zunehmen, eine, die nicht weiss, wann sie wieder kommen wird. Doch diesmal überraschte mich der Verkäufer und streckte mir das Buch in die Hände. Ich war wirklich baff, doch da hatten wir uns nun endlich. Mein Buch wartete in Edirne auf mich, in der letzten Station der Türkei.

Der mühsame Weg eines Sufis

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Alle Sufismus Liebhaber und Amateur Biografieforscher werden dieses Buch lieben, welches übrigens aus dem englischen ins Türkische übersetzt wurde.Ich muss sagen ich war überrascht über Sufis in den USA zu lesen. Der Autor Muhyiddin Şekur beschreibt wunderschön seinen schlängelnden, Geduld fordernden und reinigenden Weg zum Sufismus. Ich muss sagen, dass mir der Sufismus in der Praxis nicht sehr fern ist. Ich hatte die Gelegenheit über längere Zeit an Zikir Zeremonien teilzunehmen, den „Aufnahme“ Gesprächen von Sheikh und Dervis beizustehen, oder in den Gesprächskreisen von, auf den ersten Blick sehr „banalen“ auf den zweiten jedoch sehr tiefsinnigen Anekdoten zuzuhören. Dieses Buch brachte mich in längst vergangene Tage. Ich konnte selber sehen, was davon in mir fruchtete und was längst verkümmerte. Es ist für Menschen der Moderne kaum mehr vorstellbar, dass Erwachsene und freie Menschen sich in den Schatten eines Sheikh’s stellen, ihm Gehorsam versprechen, ihm quasi die Leine, der um ihren Hals hängt, aushändigen. Wir verstehen nicht wie diese Form von Unfreiheit diesen Menschen eine unendliche Glückseligkeit und Freiheit wiedergeben soll. Ebenso empfinden wir Gefahr, einer einzigen Person so viel Verfügungsgewalt über andere Menschen zu übertragen. Der Missbrauch dieser Macht ist viel zu häufig in der Geschichte vorgekommen. Dennoch sehen wir von Muhyiddin Şekur, dass ein Sheikh nicht die selbständige Vernunft und Entscheidung abverlangt, diese ja sogar fordert. Der Lesegeschmack, der bei diesem Buch anhält ist wie folgt: Während wir glauben, dass unser Verstand das Ultima Ratio erreicht hat, verkümmern unser Herz und unsere Seele, und wir sind uns dessen gar nicht bewusst! So bleibt dem Leser nichts übrig, als sich dem mystischen Zauber des Sufismus hinzugeben.

Ich habe beim Lesen die hartnäckige Standhaftigkeit und quasi trotzige Ausdauer Şekur’s bei seinem Weg und bei der Arbeit an ihm selbst sehr bewundert. Viele Versagen nicht an dem schweren Parcours sondern scheitern an sich selbst. Der Sufismus ist einer der wenigen alten Traditionen, der die Krankheiten und Leiden der Neuzeit heilen kann.

 

 

Autor: Muhyiddin Şekur

Titel: Su Üstüne Yazı Yazmak

Verlag: Sufi Kitap

335 Seiten

 

Bildquelle: http://www.sufi.com.tr/kitaplar/muhyiddin-sekur/su-ustune-yazi-yazmak.aspx

Buchbesprechung – „Mohamed. Eine Abrechnung“

Auf den Punkt gebracht und schön zusammengefasst. Mit derartigen Rezensionen kann man sicherstellen, manch einem „Schund“ nicht unnötig mehr finanzielle Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Toller Beitrag von Caroline Neumüller alias Hannibal-Nur

Avatar von hannibalnur♥ Hannibal-Nur ♥

Hallo und Assalamu Alaykum,

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das kürzlich erschienene und sehr umstrittene Buch „Mohamed. Eine Abrechnung“ von Hamed Abdel-Samad wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem SPIEGEL Bestseller.

Ich habe mir die Zeit genommen, das Buch zu lesen und einen Kommentar dazu zu schreiben:

Rezension – Mohamed. Eine Abrechnung. CN 10-2015

Mit nachdenklichen Grüßen und Salam

Hannibal-Nur (Caroline)

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Synfonie der Vielfalt: Aşure

Heute ist der 10. Muharram im islamischen Kalender. Für gewöhnlich kocht man an diesem Tag eine Süßspeise aus ganz unterschiedlichen Zutaten, die man eigentlich aus anderen Speisen kennt: Asure.

Auch ich zähle zu den großen Fans dieses süssen Puddings, den Noah laut Überlieferung auf der Arche aus  den restlichen Lebensmitteln gekocht haben soll, als alles quasi schon fertig war. Ich bin jedes mal überrascht, wie Weizen, Kichererbsen, Granatapfel und Co. so gut harmonieren können. Viele Köche*Innen bemessen sich gerne an dieser Süßspeise. Nicht jeder kann die Harmonie der Vielfalt im Kochtopf dirigieren. Die Kichererbse gibt gern vorlaute Töne von sich, und der Weizen ist überall. Die Granatapfel Stückchen tun sich gut mit Pistazienkernen, wollen aber nichts vom Sesam wissen. Das hier ist aber kein Solo meine Lieben, alle zusammen, und je vielfältiger desto besser. Keine Angst, es geht keiner unter, alle kommen dran, jeder ist unentbehrlich und bitte bleib so wie du bist!

Ich habe mir vorhin beim Kochen gedacht, ob man den Pegida-Leuten wohl mal davon zu essen geben sollte, dann würde es ihnen sicherlich besser gehen; Sie würden endlich verstehen, es würde ihnen im Kopf ein Licht und im Herzen ein Tor aufgehen. Naja! Eine Idee ist es sicherlich wert.

Die Schwierigkeit der Asure liegt meiner Meinung nach nicht bei der Zubereitung. Der Hacken ist oder war bisher immer das damit zusammenhängende Verteilen. Sinn der ganzen Aktion ist nämlich, dass man diese Speise an Nachbarn und Freunde verteilt! So und jetzt leben wir aber in einem extrem Allergie-lastigem und individualistisch- zurückgezogenen Zeitalter. Mag mein Nachbar überhaupt Asure? Vielleicht sieht es ja aus seiner Perspektive nicht mehr wie eine Sinfonie der Vielfalt aus, sondern eher wie „vorher schon mal gegessen und ausgespuckt“? Diese Hürde habe ich bereits vor Jahren übersprungen. Ich pimpe mein Asure gerne visuell- Deko-technisch gerne mit allen Nüssen und Stücken gerne auf, so dass es im Schälchen „nett“ aussieht. Dann mache ich einfach Klingelputz bei den Nachbarn, erzähle ein bisschen was dazu. Nachbarschaft-Gemeinschaft und kulinarisch sind meine Schlagworte. Dieses Format eignet sich übrigens perfekt, sich neuen Nachbarn vorzustellen. Smalltalk im Treppenhaus mit Asure, dann muss es doch klappen mit der Nachbarschaft. Ich muss sagen, ich hatte bisher immer ganz liebe Nachbarn. Sie freuen sich immer wenn ich etwas vorbeibringe. Ob sie es dann auch essen und mögen, ist nicht die Aufgabe. Sich überwinden und zwischenmenschlich kommunizieren, das ist der springende Punkt.

 

Was ist hier drin?

Ich habe kein Patentrezept aber die Legende besagt, dass man die Zutaten am besten immer am 10. Muharram kauft damit man immer etwas zu essen hat und dass in der Küche stets Fruchtbarkeit (Google übersetzt mir Bereket damit?!) herrscht. Man sollte immer mindestens 7 Zutaten für die Speise bereitstellen.

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Ich habe folgende Zutaten der Grundmasse mit Wasser zu einem Pudding gekocht:

  • Weizen
  • Kichererbsen
  • Reis
  • Zucker
  • Sesam
  • Aprikosen
  • Rosinen
  • Orangenat
  • Feigen
  • Korinthen
  • eine abgeriebene Schale einer Zitrone

alles klein und fein und lange lange kochen. Weizen und Kichererbsen wurden am Abend zuvor in Wasser eingelegt. In der Dekoration ist jeder frei, nach Lust und Laune….Ich habe Granatapfel, Pistazien, Haselnuss, Mandel, Walnüsse und Pinienkerne.

Ich habe das Privileg, das erste Schälchen zu genießen. Danach mache ich mich auf und verteile… Asure kann man nicht einfach so kochen oder essen. Asure muss man leben! In diesem Sinne happy Cuma, happy Asure….

Das kleine „Helal Einmaleins“

Es gab wiedermal Geburtstag im Kindergarten. Die Mutter des Geburtstagskindes richtete freudig die Torte und das Essen auf dem Tisch in der Gruppe vor. Sie kam lächelnd auf den Jungen und dessen Schwester zu und sagte freundlich: „Für euch zwei Süssen haben ich Pferdesalami mitgebracht. Ich weiss, dass ihr Moslems seid und kein Schwein essen dürft“. Die Geschwister schauten sich kurz an und überlegten. Ihre Eltern hatten nichts von Pferdesalami gesagt. Schwein war schlecht, nein es war sogar verboten, aber Pferd? Nein, Pferd war in Ordnung, sonst hätten die Eltern das auch erwähnt. Höflich bedankten sich die Kinder und aßen von der unbekannt neuen Kost. Zuhause erzählten die beiden von ihrem kulinarischen Erlebnis nichtsahnend. Der Vater schaute die Kinder etwas genervt und auch einwenig entsetzt an. Er war sichtlich überfordert mit der Situation. Die Kinder konnten ja nichts dafür, aber wussten die im Kindergarten denn das nicht, was Helal war und was nicht?! Dann entwich ihm ein äußerst unpädagogischer Satz aus dem Mund: „Na, dann ist es wohl geschehen! Ihr bekommt jetzt wie Pinokkio Eselsohren. Könnt ihr euch noch an die Folge erinnern, als er nicht hören wollte und zur Strafe ganz lange Ohren bekam? Tja, das passiert dann wohl auch demnächst mit euch, in eurem Fall dann Pferdeohren, wegen der Pferdesalami.“

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Die Kinder rannten zum Spiegel. Voller Angst betrachteten sie tagelang ihre Ohren, bis ihr Vater ihnen gestand, dass er den beiden eine Lektion erteilen wollte. Er brachte ihnen zur Sicherheit das kleine „Helal Einmaleins“ bei:

1. zur Sicherheit kein Fleisch,

2. kein Alkohol und

3. alles was wir von zu Hause nicht kennen lieber weg lassen.

Diese kleine Anekdote haben tatsächlich ich und mein kleinen Bruder erlebt. Wir haben tagelang in den Spiegel gestarrt und unsere Ohren beobachtet. Pferdesalami war ab diesem Zeitpunkt ein NO-GO für uns!

Nach über 30 Jahren hat sich auf diesem Gebiet sehr viel verändert. Alles, was wir früher als „bedenkenlos“ verzehrt haben, meiden wir im Regal des Discounters. Dank den E-Nummern ist quasi die DNA des Lebensmittels entziffert- zum Großteil zumindest. Wer hätte damals gedacht, dass selbst pures Brot, Joghurt oder gar Käse nicht-Helal sein kann?!

Die Branche boomt. Wer die Marktlücke entdeckt hat, versucht die Helal-Community für sich zu gewinnen. Es kommen täglich neue Alternativprodukte auf den Markt, den Veganern sei Dank! Wer sicher gehen möchte kann in den sozialen Medien unzählige Foren finden, auf denen Konsumenten Kontakt aufnehmen und fragen, ob der Saft mit Gelatine geklärt wurde und welches Aroma denn in dem Kuchen nun drin ist. Für die ganz Genauen kann die App beim Einkaufen behilflich sein. Zwar gibt es immer noch unzählige Produkte, die nicht im System aufgenommen sind aber im Zweifel kann man dann ja auf die gewohnte Chips-Tüte zugreifen als mit der neuen Sorte auf Risiko zu gehen. Kitas und Schulen haben teilweise schon seit langem das Schweinekotelett weggelassen. Man kann aber auch gerne ganz auf Fleisch verzichten und sich bei dem vegetarischen Menü eintragen. Wobei in manch einer Einrichtung dieses sich dann erstaunlicherweise als abartig anders herausstellt. Die Vorstellung, dass das vegetarische Menü am Beispiel von Pizza dann eben als Pizza mit Gemüse Belag auf den Teller sollte, entspricht nicht der Realität. Das Kind mit dem veggie-Menü bekommt Gemüsesuppe, als ob es nicht schon genug „bestraft“ wäre! Wir arbeiten noch dran!

Das kleine Helal Einmaleins meiner Eltern habe ich meinen Kindern mitgegeben. Sicher werden diese es meinen Enkeln weitergeben. Sie lernen gerade, dass Helal Ernährung keine besondere Folterform ist, sondern eine Philosophie des bewussten und gesunden Umgangs mit Essen. Denn Helal Ernährung bedeutet nicht nur Schwein und Co. wegzulassen. Nein, Helal Essen bedeutet, jegliche Schadstoffe für den Körper und den Geist zu meiden und nur soviel zu sich zu nehmen, wie viel wir auch tatsächlich benötigen.

Bildquelle: http://de.kingdomhearts.wikia.com/wiki/Pinocchio

Türkisch-Heiraten für Dummies

Die Geburt, der Tod und die Hochzeit eines Menschen zählt zu den wichtigsten Ereignissen im Leben. Bei Geburt und Tod ist man zwar Hauptdarsteller jedoch hat man ansonsten nichts zu bestimmen. Bei der Hochzeit hingegen kann Mann oder Frau im Normalfall so eine Menge mitbestimmen und gestalten.

Je nach Alter, Kultur, Religion, Status und Budget (welches in der Tat bei diesem Lebensereignis eine sehr große Rolle spielt) nimmt die Gestalt der Hochzeit ein Format an. Sie variiert von romantischem Eheversprechen in engstem Kreis, wobei der minimalste Kreis auf drei Personen beschränkt ist, das heisst Braut, Bräutigam und „Kraft des Amtes berechtigte“ Person. Im Gegenzug gibt es für den maximalen Kreis keinerlei Begrenzungen nach oben. In manchen Kulturkreisen heisst es „je mehr, desto lustiger“. Die bisher teuerste Hochzeit soll 1981 in Abi Dhabi mit einem stolzen Preis von 100 Mio Dollar gekostet haben, als das Landesoberhaupt geheiratet hat. Nicht ganz so teuer sind türkische Hochzeiten, aber an einem weltweiten Hochzeitsranking würde man wohl sicher unter die Top 10 kommen.

Nun folgen einige Punkte bezüglich dem Heirats- und Hochzeitsverhalten türkischer (und stämmiger) Menschen. Achtung der Text bedient sich auf Verallgemeinerungen und Klischees, beabsichtigt jedoch weder Abwertung noch Gehässigkeit. Ausnahmen bestätigen nicht die Regel!

Partnerwahl

Laut einer Studie aus dem Jahre 2013 des Familienministeriums der Türkei, werden 51% der Menschen verkuppelt. Freunde und Bekannte bringen gerne Menschen und Familien, von denen man ausgeht, dass sie ein gutes Paar abgeben könnten, gerne zusammen. Überwiegend wird diese „gute Tat“ von Frauen, insbesondere älteren Frauen, eingefädelt.

Nach kurzer „Absprache“ der jeweiligen Positionen, Erwartungen und Haltungen gehen Türken für gewöhnlich zum nächsten Schritt über. Ein langes Ausgehen miteinander dulden meist die „indirekten Teilnehmer“ nicht. Erster Ansprechpartner ist fast immer die Mutter. Diese wird in die gesamte Planung involviert. Falls die Chemie stimmt und die jungen Menschen sich den nächsten Schritt vorstellen können, darf die Mutter dem Vater das Projekt vorstellen. Je nach Performance und didaktischem Können, kann Mutter schon mal mehrere Anläufe benötigen, bis Vater „freiwillig“ zum „Kennenlern-Treffen“ einwilligt. Dieses Treffen besteht aus jeweils einem gegenseitigen Besuch. Man trifft sich bei der anderen Familie, trinkt, isst und redet über Alltag und Geschehen. Bei diesem formlos locker wirkenden Treffen werden jeweils Familienangehörige, Familienbeziehungen, kulinarisches Können der Frauen, finanzielle Situation, politische Einstellung und wesentliche Charakterzüge abgecheckt.

Falls man diesen Schritt als „bestanden“ abhacken kann, geht man über zur nächsten Station…

Um die Hand anhalten

Man kann diesen Schritt durchaus schon als Zeremonie bezeichnen. Die Familie des zukünftigen Bräutigam kommt mit gesamter Familie zur zukünftigen Braut und hält bei ihren Eltern um ihre Hand an. Dieses Treffen findet häufig am Abend und am Wochenende statt, da man hierzu bereits ganz enge Freunde oder Verwandte einlädt. Meist werden bereits nach der Anfrage, für die es übrigens eine fest vorgeschriebene Formulierungsweise gibt, Ringe ausgetauscht. Viele Familien feiern nach dieser Zeremonie noch eine gesonderte Verlobungsfeier, für die übrigens die Brautseite zuständig ist, aber manch eine Familie legt die Verlobungsfeier mit „Anfrage“ zusammen und er-spart sich somit Geld und Stress. Nach dem der Brautvater einwilligt, kommt die Braut mit einem Tablett mit Mocca. Der Mocca des Bräutigams ist hierbei gesondert. Er ist nicht wie alle anderen süss, sondern salzig. Die Pointe hierzu könnt ihr gerne bei der lieben Kübra  nachlesen.

Danach geht es zack-zack

Verlobungen werden bei Türken nicht lang gestreckt. Bei wohlwollenden und guten Taten sollen die Muslime sich eilen, heisst es in einem Hadith. Im Schnitt dauert eine Verlobung mindestens vier Monate und maximal ein Jahr. So viel Zeit, wie man eben benötigt, um sich kennen zu lernen, die Hochzeit zu planen und das neue Zuhause einzurichten. Das Kennen-lernen variiert von Familie zu Familie.

Türkisch einrichten

Das Einrichten des Zuhauses klingt zunächst gängig und klar. Allerdings kann diese Aktion für manch ein Paar die Trennung vor der eigentlichen Hochzeit bedeuten. Immer noch gibt es in fast jeder türkischen Familie einen strikten Plan, was die Zusammenstellung von der Wohnungseinrichtung des jungen Paares betrifft. Aussteuer (sämtliches Küchenutensil also von Kaffeelöffel bis Dampfkochtopf, Bettwäsche, Bettzeug, Handtücher, Gardinen, Haushaltsgegenstände, etc. ) und die Schlafzimmermöbel werden von den Eltern der Braut bereit gestellt. Es ist ein striktes Tabu, second Hand Sachen zu kaufen. Lieber kauft man ein No-Name Utensil als ein gebrauchtes Markenteil! Elektrogeräte und Wohnzimmer (eventuell auch Esszimmer und weitere Möbel ebenso) werden von den Eltern des Bräutigams beigesteuert. Das besagte Ende der noch nicht angefangenen Beziehung hängt oft mit Streitigkeiten wegen dieser Gegenstände, bei der nicht Übereinstimmung von Besorgung oder Aufteilung, ja sogar dem Nicht-Gefallen des Stils zusammen. Es kommt nicht selten vor, dass Familien, die bereits Hochzeitseinladungen versendet haben, die Feier aufgrund „unüberbrückbarer Differenzen“ absagen.

Hochzeit

Die Hochzeitsplanung unterliegt ebenso strengen Vorschriften. Eine türkische Hochzeit besteht im Grunde aus zwei Komponenten: dem Henna-Abend und der eigentlichen Hochzeit. Mittlerweile kommt noch eine dritte Komponente hinzu: die standesamtliche Trauung (diese variiert jedoch stark; in der Türkei kommen Standesbeamte (7daysx24hours) egal wann auf Hochzeiten und trauen Paare; deutsche Standesbeamte sind da wohl nicht so flexibel, folglich richtet man sich nach dem Termin). Besonders für türkische Trauungen ist, dass es einen Brauch gibt, der besagt, wer das Sagen in dieser Ehe haben wird. Je nach dem wer, ob Braut oder Bräutigam, nach der Trauung schnell genug ist, dem anderen auf den Fuss zu treten, so der Aberglaube, wird die Führung der Beziehung übernehmen. Man begegnet häufig gutgewillten Freunden, die dem Freund oder der Freundin einflüstern, sie solle ja nicht vergessen oder gar verfehlen auf den Fuss des Geliebten zu stampfen. Ob der Brauch etwas bringt, wurde bisher nicht wissenschaftlich erprobt 😉

Der Henna-Abend findet traditionell ein bis zwei Abende vor der eigentlichen Hochzeitsfeier statt. Dieser Abend ist ein reiner Frauenabend bei dem die Braut sich von ihren Freundinnen, Bekannten und Verwandten quasi verabschiedet, ein Junggesellinnenabschied wenn man so will (mittlerweile gibt es allerdings auch Feiern an denen die Männer auch entweder komplett oder zumindest nur bei der eigentlichen Henna-Zeremonie mit dabei sind). Dabei wird sehr sehr viel getanzt und es gibt eine besondere Zeremonie bei der die Braut mit Henna Verzierungen an der Hand „aufgehübscht“ wird. Vor dieser Zeremonie wird in der Regel das Licht gedämmt, der Braut ein roter Schleier umgehängt und oft traditionell traurige Abschiedslieder gesungen, um die Braut zum Weinen zu bringen. Das Henna wird vorher auf einem pompös geschmückten Tablett in überwiegend roter Farbe zubereitet. Freundinnen der Braut umkreisen zum Lied die Braut. Zum Ende des Liedes darf eine glücklich verheiratete Frau die Hand der Braut mit Henna beschmücken. Sie überträgt symbolisch Glück auf die Braut. Zuvor muss allerdings die zukünftige Schwiegermutter die Braut noch dazu bringen ihre Hand zum Schmücken zu öffnen. Die Braut ballt ihre Hände zu Fäusten, bis die Schwiegermutter ihr Goldmünzen schenkt. Diese werden in die Hand Innenflächen gelegt und darüber kommt dann die Henna-Paste. Die kompletten Kosten dieser Feier übernimmt die Braut-Seite.

Die Kosten der Hochzeit hingegen werden von der Bräutigam Seite getragen. Die Formate der Feierlichkeiten variieren enorm. Von der schlicht und nach Frauen und Männer getrennten religiösen Feier in der Moschee bis hin zum Mega-Event mit Feuerwerk mit Gästezahl im vierstelligen Bereich- die Palette ist breit. Was alle diese Hochzeiten jedoch gemeinsam haben ist, dass:

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  • die Braut ein weisses Brautkleid trägt und der Bräutigam einen Anzug;
  • unter dem Schuh der Braut Namen von ledigen Freunden stehen, in der Hoffnung, dass die, deren Namen nach der Feier nicht mehr dran stehen, als nächstes dran sind;
  • der Bräutigam die Braut mit einem nett/üppig hergerichteten Wagen bei ihr Zuhause abholt;
  • beim Abholen die Braut sich von ihren Eltern traditionell mit einem Handkuss verabschiedet und dass dabei fast alle Teilnehmer ganz bitterlich weinen- insbesondere beim Abschied vom Vater;
  • dem Paar Gold und Geld geschenkt wird;
  • es nicht geschriebene aber dennoch allen bekannte Geschenkvergaberichtlinien gibt  nach dem Prinzip: ich bringe dir jenes Geschenk zur Hochzeit deines Kindes, welches du meinem Kind auf seiner Hochzeit geschenkt hast zurück;
  • die Schenkungszeremonie öffentlich und allen sichtbar in Form einer gleichzeitigen persönlichen, manchmal annoncierten Übergabe erfolgt;
  • Braut und Bräutigam schon während der Feier total froh sind, dass nun alles endlich vorbei ist.

Wir wünschen allen frischen Paaren und jenen, denen alles noch bevorsteht, alles Gute…

Elveda Ramazan- Auf wiedersehen Ramadan

Wie schnell ein Monat vergehen kann…

Sehnsüchtig erwartet und der Abschied schweren Herzens…

Ramadan 2015 neigt sich dem Ende, heute fasten die Muslime den letzten Tag…

Dieses Jahr hatte es wahrlich in sich; lange und heiße Fastenzeiten- hohe Akzeptanz und Respekt von Nicht-Muslimen…

Manch einer könnte denken, Muslime sind nun wohl froh, dass der Monat vorüber ist und wahrscheinlich mächtig stolz, dass sie das Fasten-Gebet zelebrieren konnten. Die Freude auf das Fest (Eid) ist sicherlich da. Ja, auch kann man in der Tat ein wenig Stolz auf sich sein, dass man gesundheitlich so fit ist, ein solch körperlich forderndes Gebet verrichten zu können. Aber anderweitige Freude kann ich in mir nicht entdecken. Im Gegenteil. Ich bin zutiefst betrübt, dass dieser besondere Monat uns verlässt.

Ramadan heißt LERNEN

Dieser wunderbare Monat Ramadan, der uns alle lehrt, was es heißt, Hunger und Durst zu haben. Ramadan, der dir Genügsamkeit beibringt, in dem er dir verständlich macht, dass man eigentlich zum Satt-Werden lediglich eine Tasse Suppe benötigt. Ramadan, der einem bis in die letzte Faser das Gefühl von Dankbarkeit beibringt. Dank, für die Gewissheit bei Sonnenuntergang ganz sicher etwas essen zu dürfen und auch zu können. Dank, so viele wunderbare und verschiedene Gaben an Lebensmitteln verzehren zu dürfen. Ramadan, erinnert uns aber auch jedes Jahr von neuem an unsere Pflicht als Mensch, Verantwortung für alle anderen Menschen, insbesondere die Bedürftigen, zu tragen. Er bittet uns, uns an unsere Menschlichkeit zu erinnern. Bei jedem Bissen, den wir zu Mund führen, denken wir an all jene, die jetzt noch immer auf ihren Bissen warten. Das Gewissen meldet sich, wir gehen in uns und teilen.  Ramadan ist der einzige Monat, der den Menschen von seinen materiellen Zwängen und Bedürfnissen derart befreit, dass man zeitweise das Gefühl erfährt, unvergänglich und frei zu sein. Wie ein kleiner Ausschnitt auf das, was nach dem hier und jetzt noch kommt. Die Seele löst sich, wenn auch nur ganz minimal, von allem materiellen, was sie hier ganz schwer und träge anbindet und unfrei macht. Ramadan ist aber im Gegenzug dazu auch eine Zeit, in der wir merken, wie menschlich und zerbrechlich wir doch sind. Unser starkes und kräftiges Wirken verblasst. Wie zahm und leise wir doch alle am Abend kurz vor dem Essen werden. Ramadan, du bist wahrlich eine gelobte Zeit, in der wir uns besinnen….

Mein Ramadan 2015

Ich habe in den 35 Jahren meines irdischen Verbleiben wohl den „ruhigsten“ Ramadan denn je erlebt. Man könnte sagen, dass wir dieses Jahr fast komplett in itikaf (das Zurückziehen und die starke Konzentration auf das Gebet in den letzten 10 Tagen des Ramadan nach Vorbild des Propheten Muhammed s.a.s.) verbracht haben. In den vergangenen Jahren habe ich sehr viele Gäste eingeladen, folglich im Gegenzug auch sehr viel auf Einladungen gewesen, wovon wir dieses Jahr bewusst Abstand genommen haben. Die Gründe hierfür waren nicht vordergründig (Schulkind, Studium, erschwertes Fasten durch Gesundheitszustand, etc.). Der Wille jedoch, einfach mal auf Werkeinstellung zurückzukommen, alle Batterien aufzuladen, die Sinne von der Verstumpfung zu befreien, wohl eher schon.

Es war nicht leicht, Iftar zu zweit, in ungewohnter Zweisamkeit zu machen, zumal ich tatsächlich ein „Herdentier“ bin. Die schlichte Ramadan Deko konnte diesem Gefühl nicht wirklich entgegen wirken. Ich konnte verstehen warum man sagt, dass Einsamkeit nur dem Schöpfer selbst gebührt.

Beim Iftar Menü haben wir uns dieses Jahr auch strikt an „schlicht und genügsam“ gehalten. Es kann nicht muslimisch sinnvoll sein, während so viele Menschen hungern und leiden, Völlerei demonstrativ zu betreiben. In der Tat haben mein Mann und ich abgenommen, darüber sind wir jedoch sehr froh, denn anders hätten die Pfunde nicht gepurzelt.

Ehrenamt und Solidarität wird in der Familie weitergegeben. Unsere Kinder haben dieses Jahr eine wichtige Lektion gelernt. Wir haben uns gemeinsam vor den Kleiderschrank gesetzt und haben uns die schönen Kleider angeschaut. Ich habe ihnen von den Kindern, die nicht so schöne Kleider haben erzählt. Kinder, die vom Krieg geflohen sind oder in ganz armen Ländern leben. Wir haben gemeinsam den Entschluss getroffen, dieses Jahr das Geld, welches wir für Kleider ausgegeben hätten, den anderen Kindern zu schenken. Wir sind am Montag nach Offenbach zu Time to help gefahren und unsere Mädels haben aus eigener Hand gespendet. Sie wurden gelobt und hatten am Abend ein schönes Erlebnis in ihrer Erinnerungsschatzkiste.  Auch bei den Geschenken für das Fest haben wir uns dieses Jahr dezent zurückgehalten.

Alles in allem war Ramadan 2015 wirklich sehr intensiv und ungewohnt anders für mich! Ich bin unendlich traurig, dass es wirklich so schnell vorüber ist und ich so manch andere wichtige Sache nicht wirklich gut oder zumindest bestmöglich verrichtet habe. Die Gewissheit, dass Ramadan nächstes Jahr wieder kommt haben wir. Ob wir jedoch dann wieder mit dabei sein können, leider nicht.

 

Der misslungene Abnabelungs-Prozess der Deutsch-Türken

Heute ist der letze Tag für die Wahlbeteiligung der Deutsch-Türken für die nächste Woche in der Türkei stattfindenden Wahl. Wie hoch die Wahlbeteiligung nun im Endeffekt wirklich war wissen wir noch nicht. Dass diese jedoch im Vergleich für kommunale oder Bundestags- Wahlen in Deutschland (für doppelte Staatsangehörige) wesentlich höher ist, ist klar. Es gibt regelrechte Massenorganisationen, Moschee-Predigten und en-masse Flyer und Werbung. Die Deutsch-Türken können von der Faszination „Türkei-Politik“ nicht ablassen. Besonders authentisch sind die AKP-Anhänger. Sicherlich ist es nicht verwerflich das Geschehen in der Heimat aktiv zu verfolgen, sogar als wohl einzige Nation auch aus dem Ausland an der Wahl eine Beteiligung Kund zu tun. Dennoch scheint der natürliche Abnabelungs-Prozess nicht wirklich gelungen zu sein.

Ich sehe in meinem Umfeld viele Menschen mit türkischer Abstammung, die nun seit mehr als 20 Jahren hier leben und arbeiten, die Wurzeln die sie hier geschlagen haben reichen dennoch nicht tief genug in die Erde. Es mag sein, dass das Gastland nicht unbedingt die besten Konditionen bietet. Nichts desto trotz kann und will ich der Tatsache, dass viele mit dem Körper in Deutschland, dem Geist und der Seele in der Türkei leben, nicht leichten Herzens zusehen.

Vielleicht muss man sich neu definieren, umorientieren vielleicht sogar neu entscheiden. Man muss nicht zwingend sagen „entweder-oder“. Man muss aber fairer weise vielleicht endlich „sowohl- als auch“ sagen können. Wer sich nicht die Mühe macht etwas zu verändern, mitzuwirken, hat nicht das Recht sich zu beschweren. Dies betrifft übrigens sowohl die „Migranten“ als auch die „Einheimischen“.

Wahlbeteiligung ist wichtig aber…

Die Wahl ist ein besonders wichtiger Grundsatz in einer Demokratie. Sie ist ein ganz hervorragendes Kriterium und auch Utensil des Volkes. Meine Stimme sollte daher von außerordentlicher Bedeutung für den Politiker sein. Nicht nur in der Türkei sondern weltweit ist es leider Fakt, dass Politiker gerne vor den Wahlen ganz große Versprechen machen, nach der Wahl jedoch an einer starken Amnesie erkranken und sich an nichts mehr erinnern mögen. Die verzwickte Situation in der Türkei ist nun seit mehreren Wahlen diese, dass es keine wirklich gute Alternativen gibt, dass Korruption und Wahlfälschungen Gang und Gebe sind und dass wohl kaum einer mehr den Glauben mehr aufbringen kann, dass sich in diesem Land nun endlich etwas ändern könnte.

Ich  habe als doppelte Staatsangehörige meine Stimme abgegeben (ebenso bei den Wahlen in Deutschland vorher). Ich habe vorher gründlich alle Parteiprogramme und Mandanten „studiert“. Meine Wahl war wohl eher das „leichtere Übel“ und kaum die perfekte Besetzung. Ich bin über und über enttäuscht von der Türkei und ihrer anti-demokratischen Haltung gegenüber Minderheiten, Frauen und den Anhängern der Hizmet-Bewegung. Ich bin mir fast sicher, dass mein Stimmzettel auf dem Flug in die Türkei mit einem anderen ausgewechselt wird. Aber die Täter sind auch nur Menschen und eventuell führt menschliches Versagen dazu, dass mein Zettelchen durchkommt. Ich habe aktiv versucht zu wirken, ob es dann auch noch klappt, ist eine andere Geschichte….

Foto: http://www.campusgruen-bonn.de/wp-content/wahl01.gif